Strukturwandelprojekte​

Der Rohstoff Braunkohle war und ist strukturprägend für unser Bundesland Sachsen-Anhalt. Der beschlossene Ausstieg aus der Kohleverstromung greift tief in die Wertschöpfungsketten unserer regionalen Wirtschaft ein und führt zu einem Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier. Mit Investitionen in Milliardenhöhe wird das Revier dabei unterstützt, sich neu zu erfinden, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, Innovationen zu fördern, Forschung und Entwicklung zu stärken und den Menschen in den betroffenen Regionen neue Perspektiven zu bieten.

Insgesamt 14 Milliarden Euro Fördermittel werden an die vom Kohleausstieg betroffenen Kommunen in den drei Revieren (Mitteldeutsches Revier, Lausitzer Revier, Rheinisches Revier) für Investitionsprojekte bis zum Jahr 2038 ausgereicht. Für die fünf übergeordneten Gebietskörperschaften in Sachsen-Anhalt (Stadt Halle (Saale), Saalekreis, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Landkreis Mansfeld Südharz, Burgenlandkreis) stehen davon 12 % und somit rund 1,6 Milliarden Euro zur Verfügung.

Im Rahmen des gemeinsamen Leitbilds für die Region Halle-Saalekreis wurden vier Leuchtturmprojekte für den Saalekreis vorgeschlagen, die in besonderem Maße die Ziele des Investitionsgesetzes Kohleregionen und damit die Fördermittelkriterien – Schaffung von Arbeitsplätzen, Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur, Erreichung von Nachhaltigkeitszielen – erfüllen.

Darüber hinaus haben sich im Rahmen des Strukturwandelgedankens weitere Projekte im Saalekreis und in unmittelbarer Umgebung des Saalekreises entwickelt, deren Schwerpunkte miteinander in Zusammenhang stehen und deren Ziel die Stärkung der Wissenstransferregion Halle (Saale)/ Saalekreis ist.

Dazu ist der Wandel von einer fossilen Ressourcen verbrauchenden und Treibhausgas produzierenden Lebens- und Arbeitsweise, hin zu einer klimaneutralen, nachhaltigen, auf nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien basierenden Region. Mit dem Strukturwandel in der Halle-Saale–Kreis-Region soll der Ersatz der wegfallenden Arbeitsplätze in der kohleproduzierenden und kohleverarbeitenden Industrie in den neuen Zukunftsbranchen geschaffen werden. Dies ist eine Grundvoraussetzung für einen gelingenden und von den Bürgerinnen und Bürgern akzeptierten Transformationsprozess. Gleichzeitig darf der Ersatz der Arbeitsplätze nicht dazu führen, dass das mit dem Kohleausstieg verfolgte Ziel der deutlichen Reduktion des Treibhausgasausstoßes konterkariert wird. Dies bedeutet auch, dass alle Projekte insgesamt in ihren Wirkungen auf- und zueinander betrachtet und gesteuert werden müssen. Um Arbeitsplatzeffekte und Klimaschutz gleichermaßen zu verwirklichen, ist daher die interkommunale Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung.

Weitere Projekte im Landkreis Saalekreis und Umgebung

Die entscheidenden Eckpfeiler der Wissenstransferregion Halle (Saale)/ Saalekreis dabei sind:

Foto © Landkreis Saalekreis

Erweiterung des Chemieparks in Leuna/Merseburg

Im Zuge des Strukturwandels soll neben dem Chemiepark in Leuna ein neues bis zu 200 ha großes Industriegebiet für die chemische Industrie auf einer Fläche westlich des bestehenden Geländes entstehen. Die Lage des Areals direkt neben dem bestehenden Chemiepark könnte durch die Nutzung von Synergieeffekten die infrastrukturelle Anbindung des neuen Gebietes erleichtern. Dazu gehört die Erweiterung der Medien, der Stoffverbünde, aber auch der Verkehrsinfrastruktur. Die Investition umfasst die Schaffung von unterschiedlich großen Ansiedlungsflächen, die in Teilabschnitten entwickelt werden sollen.

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Die Flächen sollen für die chemische Industrie als Ansiedlungsoption zur Verfügung stehen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Bioökonomie und der Biochemie, insbesondere im Hinblick auf die Produktion von Grundstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen mittels erneuerbarer Energien. Mit den Vorarbeiten zu dem Projekt wurde begonnen.

Im November 2023 wurde eine umfangreiche Machbarkeitsuntersuchung abgeschlossen, welche den Nachweis erbringt, dass der Standort geeignet ist und die Umsetzbarkeit des Vorhabens zur Erweiterung des Chemieparks Leuna III möglich ist. Die Studie wurde dem Merseburger Stadtrat und der Öffentlichkeit in einer Sondersitzung am 21. November 2023 vorgestellt und positiv aufgenommen.

Das Bebauungsplanverfahren wird nun planmäßig fortgeführt und der erste Vorentwurf für den Bebauungsplan erarbeitet. Hierbei werden zurzeit beispielsweise Schallschutz- und Artenschutzbegutachtungen durchgeführt. Weitere im Rahmen der Bauleitplanung erforderliche Gutachten und Fachplanungen werden vorbereitet und durchgeführt.

Für diese Entwicklung wurde ein vorläufiger Fördermittelbescheid im Jahr 2022 übergeben. Im Rahmen des Investitionsgesetzes Kohleregionen ist Grunderwerb mit 90 Prozent förderfähig. Zu diesem Zweck wird aktuell ein Verkehrswertgutachten für die zu entwickelnden Flächen erarbeitet.

Da das Investitionsgesetz Kohleregionen einen Förderzeitraum bis zum Jahr 2038 vorsieht, wäre auch ein Wechsel von einer Gesamtentwicklung in einem Zug bis hin zu einer Erschließung in einzelnen Bauabschnitten unproblematisch möglich.

Dieses Vorhaben wird durch eine Zuwendung des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Strukturwandels im Braunkohlerevier ermöglicht.

Träger des Vorhabens

Investitionsbank Sachsen-Anhalt

Fördersumme des Vorhabens

180.131.400,00 EUR

Ansprechpartner

Kreisentwicklungsgesellschaft Saalekreis mbH

BioEconomy Hub

Eng mit der Erweiterung des Chemieparks verbunden ist der Aufbau eines Bioeconomy Hubs in Leuna. Ziel ist, ein Gründungs- und Transferzentrum für junge Biochemie und Bioökonomie-Firmen zu errichten. Dazu soll die anwendungsorientierte Forschung des Fraunhofer-Zentrums für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP mit dem Bioökonomie-Netzwerk und Cluster am Standort in einem Gebäude verknüpft werden, umso schneller und effektiver aus der Produkt- und Produktionserprobung zur Marktreife zu kommen. Der umliegende Chemiepark mit seinen mehr als 100 ansässigen Unternehmen und mehr als 10.000 Beschäftigten bietet das ideale wirtschaftliche Umfeld für die Überführung in die Produktserienreife.

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Geplant ist ein funktionaler Bau mit einer vermietbaren Nutzfläche von ca. 10.000 qm. Neben Büro- und Produktionsflächen sollen gemeinsame Produktionsanlagen errichtet werden, die von allen Unternehmen vor Ort gleichermaßen genutzt werden können. In diesen Anlagen, die eine Demonstrations- bzw. Kleinmargenproduktion ermöglichen, können die Produkte zunächst validiert und für die Massenproduktion vorbereitet werden. Daneben werden gemeinsame Laborkapazitäten zur Verfügung gestellt. Durch die Nutzung der gemeinsamen Infrastrukturen entstehen Skaleneffekte und damit Kosteneinsparungen, die ein schnelleres und nachhaltigeres Wachstum von Start-Ups und KMUs ermöglichen.

Gekennzeichnet wird der BioEconomy Hub von einer neuartigen Kombination aus technischer Infrastruktur und Netzwerk-Knotenpunkt zur Entwicklung nachhaltiger Prozesse und deren Industrialisierung. Die einzigartigen unterschiedlichen Aspekte von geteilter Infrastruktur und fachspezifischem Knowhow werden regional-räumlich wie auch virtuell unter einem gemeinsamen Dach wertschöpfend miteinander verbunden, um kosten- und zeitoptimiert Nutzern des BioEconomy Hubs einen Technologietransfer vom Labor/Pilotmaßstab in die Wirtschaft zu ermöglichen und schnell zu wachsen.

Foto © Landkreis Saalekreis

MerInnoCampus Merseburg

Geplant ist, dass für die Hochschule Merseburg das Innovative Technologie- und Anwenderzentrum (ITAM) als ein Forschungsfunktionsgebäude errichtet werden soll. Mehrere Forschungsschwerpunkte der Hochschule aus den Bereichen Verfahrenstechnik, neue Materialen und Digitalisierung gebündelt und interdisziplinär und anwendungsorientiert sollen hier angesiedelt sein. Dazu sollen Labore, Produktions- und Versuchsanlagen sowie Büroräume in dem Gebäude geschaffen werden. Neben den Forschungsaktivitäten wird die Hochschule auch ihre Gründungsberatung im ITAM ansiedeln, um die Transfermöglichkeiten und -chancen zu erhöhen.

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Daneben sollen im ITAM industrielle Partner (insbesondere KMUs) die Möglichkeit erhalten, Forschungskapazitäten zu nutzen und gleichzeitig eigene Labor- und Versuchskapazitäten zu erhalten. Dadurch sollen durch das ITAM nicht nur direkte, sondern auch indirekte Arbeitsplatzeffekte erzielt werden. Ziel ist, dass die Ergebnisse in neue Geschäftsmodelle überführt werden.

Zudem ist geplant, auf dem Campus Ansiedlungsflächen zu schaffen, damit wachsende Unternehmen aus dem MITZ künftig am Standort bleiben können. Dafür sollen Fördermittel aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen gemäß der Richtlinie Sachsen-Anhalt Revier 2038 oder aus dem Just Transition Fund der Europäischen Union im Förderbereich Bildung, Forschung und Entwicklung beantragt werden.

Daneben sollen Produktions- und Versuchsstrecken, sogenannte Reallabore, für Unternehmen aus der Region geschaffen werden, um neue Produkte und Verfahren zu testen.

Entwicklung eines klimaneutralen Gewerbegebietes

Mit einem neuen klimaneutralen Gewerbegebiet soll ein zukunftsweisendes Projekt, das Jobs und Perspektiven schafft, umgesetzt werden.

Ansprechpartner

Ansprechpartner

Landkreis Saalekreis/ Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Tourismus, Kultur und Sport

Entwicklung des Stadtteils Querfurt Nord

In den vergangenen 30 Jahren lag der Schwerpunkt der städtebaulichen Entwicklung in Querfurt im Bestand. Nunmehr ergibt sich ein neuer Bedarf an Gewerbeimmobilien und auch an Wohnbauflächen. Eine solche umfangreiche Flächenentwicklung ist bisher nur noch in Querfurt Nord möglich. Mit dem Strukturwandelprojekt Querfurt Nord soll ein 62ha großes Gebiet in der Kerntadt, nördlich des Querfurter Bahnhofs entwickelt werden.

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Ein Teil des Areals sollte bereits 1990 als Gewerbegebiet Nord entwickelt werden. Mit den damals zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln konnte die Stadt Querfurt die Entwicklung dieses Gebietes nicht vorantreiben. Mit der Richtlinie Sachsen-Anhalt Revier 2038 besteht nun die Möglichkeit, diese Idee umzusetzen. Danach sollen vorhandene Infrastrukturen an die Bedarfe der Zukunft angepasst werden sowie auch Netzanbindungen und Transportmöglichkeiten ausgebaut werden sollen. Die ländlich geprägten Regionen des mitteldeutschen Reviers sollen sich demnach als Wirtschaftsstandorte positionieren können. Mit der Verbesserung der infrastrukturellen Gegebenheiten und der Erschließung von Gewerbeflächen werden die gegebenen Standortfaktoren verbessert. Zudem wird durch die Schaffung von neuen Wohnangeboten bei gleichzeitigen zusätzlichen Arbeitsplatzangeboten das Ziel verfolgt, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken.

Es soll ein vielseitiges Arbeitsplatzangebot in unterschiedlichen Branchen des produzierenden Gewerbes (insbes. Handwerk, verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe und Energiewirtschaft) und der produktorientierten Dienstleistungen geschaffen werden. Darüber hinaus soll für bereits angesiedelte Unternehmen die Möglichkeit geschaffen werden, zu expandieren. Insgesamt soll eine nachhaltige, zukunftsorientierte und selbsttragende Gesamtentwicklung gefördert werden, die den wirtschaftlichen Rückstand gegenüber anderen Regionen aufholen soll.

Center for the Transformation of Chemistry

Das Zentrum für Transformation der Chemie wird sich insbesondere damit beschäftigen, die Voraussetzungen für die Versorgung wichtiger Industriezweige wie Gesundheit, Verkehr, Energie, Landwirtschaft und Konsumgüter zu schaffen. Nachwachsende Rohstoffe, kurze Transportwege sowie lokale, kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse sollen die Widerstandsfähigkeit der deutschen Chemiewirtschaft sicherstellen (Chemresilienz) – bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Arbeitsschutz- und Umweltstandards. Rund 1000 Arbeitsplätze werden am Standort im mitteldeutschen Revier entstehen.

Ansprechpartner

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Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Business Development Center & Center for Substainable Materials and Energy - Neubau im Technologiepark Weinberg Campus

Das Projekt soll die Entwicklung innovativer und digitaler Lösungen fördern – in den Bereichen Biotechnologie, Pharmazie, Biomedizin, GreenTech, Bioökonomie und Neue Materialien. Geplant ist dazu der Neubau des Business Development Centers (BDC) und des Centers for Sustainable Materials and Energy (CSME). Im BDC sollen innovative Geschäftsmodelle, visionäre Gründungsvorhaben und wachstumsorientierte Ansiedlungen von der Idee bis zur Umsetzung begleitet werden. Im CSME soll zu nachhaltigen Materialien und erneuerbarer Energie geforscht werden.

Ansprechpartner

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TGZ Halle Technologie- und Gründerzentrum Halle GmbH

Foto © www.halle-investvision.de // Foto: Maximilian Metz

Altes „RAW-Gelände“ als moderner Zukunftsort

Das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk der Deutschen Bahn – umgeben von Gleisen befindet sich direkt am Riebeckplatz, dem größten Verkehrsknoten der Metropolregion in Halle. In den 1860er Jahren erbaut, ist das Areal eines der größten leerstehenden Industriegelände der Saalestadt und soll sich zum neuen innovativen Stadtquartier wandeln. Es soll als Zukunftsort entstehen und weiterwachsen, der innovative Lösungen für das Leben von morgen entwickeln kann und Jobs in Zukunftsbranchen sichert. Ein Ort zum Arbeiten, Forschen, Gründen und Leben, für tausende Menschen.

Ansprechpartner

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Halle Saale Investvision
Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft Halle-Saalkreis mbH

Foto © www.halle-investvision.de // Foto: Maximilian Metz

Zukunftszentrum für deutsche Einheit und europäische Transformation

Das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ soll die Erfahrungen und Leistungen der Menschen aus und in Ostdeutschland in den letzten 30 Jahren sichtbar und erlebbar machen. Hier sollen die Bedingungen für eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaften erforscht und Lebensleistungen gewürdigt werden. Das Zentrum bietet Raum für Kultur, Dialog und lebendige Diskussionen. Auch gilt es, die Transformationsperspektive der mittel- und osteuropäischen Nachbarn einzubeziehen. Damit ein Ort für Menschen in ganz Deutschland und in Europa entstehen kann, werden die Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft in den Entstehungsprozess und in die Arbeit des Zentrums eng eingebunden.

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